Ein Blick auf OBOD

"Es fühlt sich einfach an wie nach Hause kommen" OBOD - aus ganz indiviueller Sicht von Bettina vom Baum.

Vermutlich denken viele, die das Wort „Orden“ hören, an etwas streng Hierarchisches, straff Organisiertes, mit vielen Regeln, To-Do´s und dont´s. An geheime Logen zum Beispiel, Männer mit langem Bart in weissen Gewändern, oder gar verbotene Rituale. Diejenigen, die so einen mysteriösen Geheimbund und strenge Führung suchen, müssen wir glücklicherweise enttäuschen. Denn nichts davon trifft auf OBOD zu.

OBOD ist einer der freiheitlichsten, tolerantesten, das individuelle Selbst unterstützenden und naturverbundensten Gemeinschaften, die man sich vorstellen kann.

Und trotzdem hat diese lose Struktur Erstaunliches hervorgebracht. Einen Fernkurs, der in seinen Inhalten zeitlos, tief berührend und seit 25 Jahren erfolgreich ist. Einen Chef, Philip-Carr-Gomm, der sich selbst als „Verwalter“ und nicht als „Leiter“ bezeichnet und 2020 nach 25 Jahren seinen Staffelstab an eine Druidin, Eimear Burke aus Irland, weitergeben wird, um die Lebendigkeit des Ordens zu erhalten. Eine wilde, bunte, liebevolle Gemeinschaft von Mitgliedern, die eigenständig Gruppen und Stammtische gründen, Workshops und grosse Camps organsieren, um sich mit anderen Menschen auf diesem naturspirituellen Pfad zu Hause zu fühlen. Aktionen und Programme, die Schönheit und Bedeutung unserer Mutter, der Erde würdigen und die Natur fördern, wie das „Heiliger Hain“ Projekt des Vereines Welt der Linden e.V. und viele andere.

OBOD wurde vor über 50 Jahrenvon Ross Nichols in England gegründet. Dort geht man mit den Begriffen „Druide“ und „Orden“ deutlich zwangloser um, als im deutschsprachigen Raum, die keltischen Begriffe sind dort noch klar erkennbar in der allgemeinen Bevölkerung verankert und kaum jemand dort denkt an das Klischee eines zaubertrankrührenden schrulligen gallischen Magier, wenn er an Druiden denkt. (ich benutze übrigens manchmal den Satz „Ich bin bei einem Keltenclub“, wenn ich vermute, dass mein Gegenüber, das, was Druidentum ausmacht, direkt in eine falsche Schublade packen würde und diese für weitere Erläuterungen nicht mehr öffnen würde, wenn er/sie Druide hören würde).

Modernes Druidentum steht für mich für eine tiefe Verbindung zur Natur. Ein tiefes Lernen und Verstehen, was die einzelnen Jahreszeiten ausmacht, welche Wirkung sie in unserem Leben haben, welche intensive Bedeutung für unserer Seele und unser Herzen. Die Jahreskreisfeste mit all ihren Aspekten von Werden, Höhepunkt, Vergehen und Neubeginn zu feiern, jeden Abschnitt in seiner ganzen Fülle und tiefer Bedeutung, bringt auch in unsere Leben und unser persönliches Wachstum eine neue Dimension. Die Einsichten, dass sich auch unser Leben in diesem Jahreskreis gestaltet. Dass es bedeutsam ist, dass wir verstehen, dass ein neuer Same für eine neue Entwicklung im Dunkeln gelegt werden muss und mit unserer Hilfe und Aufmerksamkeit und Liebe ans Licht wächst. Dann kann dieser Same vor Leben strotzend, es zu einer reichen Ernte bringen , wenn wir mit ganzer Begeisterung dafür gehen. Wenn wir dann das Ergebnis feiern und geniessen können und als nächsten Schritt die Ruhe und Zurückgezogenheit für den nächsten Kreislauf bewusst wählen – dann haben wir ein erfülltes, reiches, Leben, das wir selbst kreiert haben.

Das Wort Bardentum darf hier auch einmal angesehen werden. Auch hier – denken wir bitte nicht an den schlechtesten und berühmtesten Barden der Welt, der mit seiner Harfe das gallische Dorf beglückt. Bardentum steht für die ganz individuelle Kreativität, die jeder Mensch besitzt, auch wenn manche behaupten, sie wären nicht kreativ. Die Arbeit mit dem Bardenkurs führt genau dorthin: Die ganz eigene, vielleicht verborgene Kreativität und Talente zu entdecken und zu wecken. Wort, Handwerk, Kunst, Musik, Gärtnern, die Alchemie des Kochens…. Alles, was von Begeisterung und innerer Leidenschaft getragen etwas Schönes in die Welt bringt, das Ausdruck des Selbst ist, ist ein bardisches Werk und verbindet uns als Mensch mit unserem tiefen Potential und unserer Seelenzufriedenheit, die andere Menschen berührt.

Begleitet werden wir auf diesem bardischen Weg von der Kraft der Elemente – Erde, Feuer, Wasser und Luft, die für Qualitäten stehen, die jeder von uns in der einen oder anderen stärker ausgeprägten Form in sich trägt. Die wir in der Natur wiederfinden und die uns zu tiefen Einsichten über uns und das Leben inspirieren können, wenn wir sie intensiv erfahren.

Und die Gemeinschaft bei OBOD? Ist das nicht doch ehm, naja, so was kennt man ja von den Baghwans und so – eine Sekte? Oder doch was mit Müssen und Zwang? Nun, viele von uns haben sich bewusst von einem christlichen Weg abgewandt, weil er ihnen zu dogmatisch war, zu sehr die eigene Freiheit eingeschränkt hat, in „Gut“ und „Böse“ unterteilt hat, was man zu tun und nicht zu tun hat. Schauen wir doch mal was Wikipedia als „Sekte“ definiert: „Sekte“ bezieht sich zunehmend auf Gruppen, denen vorgeworfen wird, in Lehre und Praxis systematisch gegen ethische Überzeugungen wie Menschenwürde, Menschenrechte, Freiheit, Toleranz, Selbstentfaltung oder Selbstverwirklichung zu verstoßen, statt Entfaltungsfreiheit Abhängigkeit zu produzieren, die Menschen zu entwürdigen und zur Intoleranz anzuleiten“. Am Ende dieses Artikels wird dies wohl niemand mehr hinter OBOD vermuten.

Ich bin eine extrem freiheitlicher Geist. Und gefragt, warum mir OBOD so viel bedeutet, ist die Antwort immer noch „es fühlt sich an wie nach Hause kommen“. Ich kann wann immer ich will, zu einem Treffen meiner Seedgroup gehen – oder nicht, kann selbst eines organisieren wenn mir danach ist, kann an einem der jährlichen Camps oder Gatherings teilnehmen oder nicht – was übrigends sehr schade wäre. Denn dort treffe ich Menschen, denen ich nichts zu meinem spirituellen Weg erklären muss. Die Natur genauso lieben wie ich. Die sich offen zeigen wie sie sind und tiefgehende Gespräche führen können und unglaublich vie Lachen und ihre Freude am Leben feiern. Ein grossartiges Geschenk, das ich lange gesucht habe, nachdem ich immer irgendwie ein bisschen „anders“ war als der Rest der Gesellschaft. Zu wild. Zu direkt. Zu sehr in die Tiefe gehend. Hier ist es willkommen.

Und übrigens nein, wir schlachten keine Kaninchen in dunklen Ritualen (eine häufig an Druiden gestellte Frage von Muggeln). OBOD geht einen Weg der Sonne, des Lichts und der weissen Magie, der kein Lebewesen schädigt, manipuliert oder etwas gegen dessen Willen tun würde, das unterscheidet OBOD auch von manchen sehr anderen magischen Strömungen. Der Respekt vor der Freiheit und Selbstbestimmtheit des Einzelnen ist ein grosser Wert für Druiden. Und nebenbei bemerkt, beim letzten grossen Gathering mit über 100 Teilnehmer hat die deutliche Mehrheit sich für vegetarisches Essen entschieden ;-)).