Von Christian Brunner
Herzlich willkommen.
Was hat Dich hierher geführt? Vielleicht bis Du über den Pfad der Einstiegsmeditation gewandert, oder Du hast die Abkürzung direkt hierher genommen, irgendetwas hat Dich jedenfalls dazu angeregt, uns zu besuchen. Bloß, was war das?
Du bist nicht der oder die Einzige auf der Suche nach tieferem Wissen. Tausende und Abertausende suchen danach, in der ganzen Welt, sei es bei anderen Völker und Traditionen, oder aber auch in der eigenen Umgebung. Das gilt auch für diejenigen von uns, die im deutschsprachigen Raum leben oder von dort abstammen.
Philip Carr-Gomm, der ehemalige Leiter des Orders of Bards, Ovates, and Druids (OBOD), bringt dieses Verlangen nach dem Alten, dem Ursprünglichen, das viele spüren, so auf den Punkt:
„Der Grund für das Wiederaufleben des Druidentums ist, dass wir wieder vermehrt eine Sehnsucht danach verspüren die Lieder der Erde und der Sterne zu hören. Wir wissen, als Kollektiv, dass wir uns über Jahrhunderte hindurch von diesen Melodien abgewandt haben, und jetzt wollen wir wieder umkehren – bevor es zu spät ist.“
Das Land – im althergebrachten Sinne – auf dem die Mitteleuropäer wandeln, war und ist von vielen Kulturen besiedelt. Slawen, Thraker, Illyrer, Etrusker, Germanen mit ihren alemannischen, fränkischen und sächsischen Gruppierungen, um nur einige zu nennen, und eben auch, wie ja jede Menge eisenzeitlicher Funde beweisen, Kelten. Und es sind gerade die letzteren, um die es auf dieser Webseite des deutschsprachigen Zweiges am vielästigen Eichenbaum des weltweiten OBOD Druidenordens geht.
Was bedeutet es nun, dem Pfad des Druidentums zu folgen?
Nun ja, hier, auf dieser Webseite findest Du alle möglichen Ansatzpunkte, Denkanstöße, die Dir helfen deinen eigenen Druidenpfad zu gehen. Denn eines ist das Druidentum auf keinen Fall: eine dogmatische Religion. Vielmehr könnte man es eine Naturphilosophie nennen. Und weil das eine sehr vage Aussage ist, wollen wir uns, um Dir die Idee dieses Weges näherzubringen, hier einmal auf einen Aspekt des Druidentums konzentrieren: dem Geschichtenerzählen; dem Aspekt für den die Barden bekannt sind.
Falls Du die Einstiegsmeditation nicht gemacht hast, wäre es empfehlenswert, sie doch noch zu erleben, bevor Du weiterliest. Natürlich ist die Geschichte oberflächlich so gestaltet, dass sie uns durch wunderschöne Landschaften führt und die Magie der Verwandlung in verschiedene Tiere miterleben lässt.
Druidische Geschichten gehen aber tiefer. So ist der Ausgangspunkt der Wanderung jener Abschnitt der Donau, wo der Inn in den Strom mündet. Das obere Tal der Danubia, wie der Fluss in der Keltenzeit ja hieß, und damit der uralten Göttin Danu geweiht war und nach wie vor ist, gilt als die Wiege des Keltentums. Und über den Inn und vor allem über die Salzach, die kurz davor vom Inn aufgenommen wurde, ist dieser Ort auch mit dem Salzkammergut verbunden, in dem jene Ortschaft zu finden ist, die dem älteren Abschnitt der Keltenzeit ihren Namen verliehen hat: mit Hallstatt. Oder, wie im ortsansässigen Dialekt gesagt wird: mit der Hallstatt. Weil es eben seit über 4,000 Jahren eine heilige Stätte ist. Der Inn selbst verbindet unseren Ausgangsort mit dem Schweizer Engadin, wo er entspringt, und wo noch immer Rätoromanisch gesprochen wird, eine Mischsprache zwischen Latein und eben Keltisch. Und von dort ist es auch nicht weit nach La Tene, wonach die spätere Keltenzeit benannt ist.
Du siehst also schon, druidische Geschichten können uns allein durch die simple Auswahl eines Ortes gleich einmal mit anderen Zeiten und Ländern verbinden, ohne diese Tatsache sogleich zu offenbaren. Je länger Du auf diesem mystischen Weg wanderst, desto tiefer wird die Erkenntnis.
Ähnlich wie in der berühmten Geschichte vom walisischen Barden Taliesin, haben selbstverständlich auch die Tiere, in die Du Dich im Laufe der Geschichte verwandelst, eine weitreichendere Bedeutung als dass eines schnell laufen, das andere schwimmen, und das dritte fliegen kann. Von Überlieferungen von den britischen Inseln wissen wir, dass unsere keltischen Vorfahren weniger die alchemistischen Elemente Feuer, Erde, Luft und Wasser kannten, als vielmehr die Dreiheit Land, Himmel und Meer.
In diesem Sinne beginnst Du Deine Reise als Hirsch, einem Landtier, das aber gleichzeitig mit dem Feuer der Sonne assoziiert wird. Danach setzt Du die Reise als Forelle, der Mitteleuropäischen Verwandten des Lachses fort, und als solche trittst Du in das Element Wasser ein. Schließlich steigst Du als Falke, der mit dem Element Luft verknüpft ist, in den Himmel, bevor Du auf einem Baum – Druiden sind den Bäumen ja besonders verbunden – landest. Und so hast Du nicht nur eine Reise von einem Ort zum anderen vollzogen, sondern auch eine durch die drei keltischen Elemente.
Aber auch geographisch ist die Abfolge der Verwandlungen nicht willkürlich gewählt. Du beginnst im Norden und wanderst als Hirsch, der mit dem Süden assoziiert ist, in ebendiese Richtung, bevor Du Dich, durch das Wasser elementar nach Westen wendest. Schließlich machst Du noch einmal eine Richtungsänderung nach Osten, angezeigt durch das Element Luft und den Falken selbst. Deine Reise hat dich demnach in Form eines Kreuzes von Norden nach Süden und von Westen nach Osten geführt, an den Ausgangspunkt, wo die Sonne aufgeht, wo der Tag beginnt.
Wenn eine kurze Geschichte wie diese schon so viele Bedeutungsebenen haben kann, dann stell Dir vor, was noch alles in den anderen Aspekten des Druidentums, etwa in der Kräuterheilkunde, in der druidischen Astrologie und anderen Weissagungsmethoden und vielem mehr, dahintersteckt.
Philips Originalzitat:
The reason for the resurgence of Druidry is that we yearn now to hear the earth-songs and the star songs. We know that, collectively, we have turned away from them for centuries, and now we want to turn back – before it is too late.
Das Druidentum ist eine lebendige und dynamische Naturspiritualität,die auf der ganzen Welt erblüht. Es verbindet unsere Liebe zur Erde als unserer Heimat mit unserer Liebe zur Kreativität und zu den Künsten.