Es sei Frieden in der ganzen Welt
Es sei Frieden im Norden
Es sei Frieden im Süden
Es sei Frieden im Westen
Es sei Frieden im Osten
In den druidischen Ritualen, die im OBOD verwendet werden, werden diese Zeilen am Anfang des Rituals von jemandem in die Himmelsrichtungen gesprochen. Meistens eingeleitet vom Herold mit den Worten: Doch lasst uns zunächst Frieden
schaffen, denn ohne Frieden können wir nicht arbeiten…
Warum machen wir das eigentlich?
Man könnte auf die Idee kommen, dass es vor allem darum geht in der äußeren Welt Frieden zu schaffen und mit den Energien des Rituals Frieden in die Welt zu senden. Das stimmt natürlich auch, ist aber genau genommen nur die halbe Wahrheit.
Frieden schaffen bedeutet zunächst in mir selbst Frieden zu schaffen. Das klingt einfach, ist aber ziemlich komplex, weil wir auf so viele verschiedene Arten im Unfrieden sein können.
Beginnen wir mit den äußeren Umständen:
Habe ich alles für mein Ritual richtig vorbereitet? Stehe ich im Gruppenritual im Norden, wäre aber lieber der Süden
gewesen? Bekomme ich die Kerze nicht ordentlich an, weil der Wind sie immer auspustet…müsste ich noch das…jenes…
Das Ritual ist jetzt daran!
Jetzt ist das Ritual dran. Wir schließen Frieden mit den Umständen, so wie sie JETZT sind. Wir sind im Frieden mit allem was ist und auch die Perfektionist*innen unter uns nehmen nun alles so hin und lassen sich nicht ablenken
Innerer Frieden kann aber noch mehr bedeuten.
Friede in die Himmelsrichtungen zu geben heisst auch, Frieden mit den elementaren Anteilen in uns zu schließen. Friede mit meinen Persönlichkeitsanteilen der Erde, der Luft, des Feuers und des Wassers, Friede mit meinen Bedürfnissen und Problemen. Zumindest für die Dauer des Rituals sind wir im Frieden mit uns selbst und sind ganz gegenwärtig. Auch außerhalb eines Rituals kann es uns helfen ganz bewusst Frieden zu schließen mit all unseren inneren Aspekten. Das heisst nicht, dass man sich nicht mehr verändern will und kann, sondern ist, im Gegenteil, der erste Schritt dazu. Denn nur, wenn ich mich selbst so anerkenne, wie ich jetzt gerade bin und nicht mehr gegen das IST ankämpfe, kann ich auch von hier aus weitergehen. Alles was uns zu dem gemacht hat, was wir heute sind ist bereits geschehen und inneren Frieden damit zuschließen ist sehr wertvoll. Das heisst natürlich nicht, dass unsere rituelle Handlung Frieden zu schaffen uns für immer in inneren Frieden bringt, es gibt sicher bei jedem von uns Erlebnisse in der Vergangenheit, bei denen es länger dauert und mehr Arbeit ist, wirklich wieder dauerhaft in inneren Frieden zu kommen. Aber allein der Wille hier und jetzt eine Weile alle Probleme beiseite zu lassen und in innerem Frieden zu sein bringt uns die Ruhe, die wir für ein Ritual brauchen. Wir nehmen Abstand von unserem Ego, das immer irgendwas will und irgendwas zu meckern hat und konzentrieren uns ganz auf unser SEIN.
Frieden von innen nach außen tragen
In einem zweiten Schritt geht es darum, diesen inneren Frieden nach Außen zu tragen. In einem Gruppenritual ist es gut, wenn nicht nur alle mit sich selbst im Frieden sind, sondern auch die Gruppe miteinander im Frieden ist. Auch hier ist einmal rituell Frieden schaffen nicht die dauerhafte Lösung aller Probleme. Wenn es Unfrieden in einer Gruppe gibt (und das ist völlig normal, dass es den mal gibt) müssen Lösungen gefunden werden. Aber nicht jetzt, denn jetzt machen wir ein Ritual. Und für diesen Moment sind alle Meinungen, Verschiedenheiten und vergangene Konflikte ruhend. Wir sind in Frieden miteinander verbunden. Auch das heisst Frieden schaffen: Jetzt und hier wollen wir miteinander im Frieden sein, wir entscheiden uns dafür miteinander dieses Ritual zu feiern und lassen uns voll aufeinander ein.
Und wenn wir das können: von unserem Ego und all unseren Konflikten mit anderen zurücktreten und uns ganz auf diesen Moment einlassen und im Frieden sein, dann können wir diese Friedensenergie auch in die Himmelsrichtungen schicken.
Desto mehr Frieden wir in uns selbst spüren, desto mehr strahlen wir Frieden aus und senden ihn in die Welt.